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Rezensionen zu
Im Krieg

Nora Krug

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Wichtige Stimmen

Von: jensis_leseecke

25.05.2024

“Die Regierung schmückt St. Petersburg für den 9. Mai, den Tag des Sieges. Ich verstehe nicht, wie Russen diesen Tag feiern können, wo wir doch die Aggressoren in diesem Krieg sind.” (Nora Krug, Im Krieg, S. 31) Als Putin am 24. Februar 2022 mit den russischen Streitkräften die Ukraine überfiel, startete nicht nur ein brutaler Krieg mitten in Europa, sondern auch eine Zeitenwende, die uns alle nach wie vor betrifft. Am meisten betrifft dieser Krieg dabei die Menschen in der Ukraine, aber auch in Russland, das mittlerweile als lupenreine Diktatur bezeichnet werden kann. Die Autorin Nora Krug wollte diese Perspektiven einfangen und hat unmittelbar nach Beginn des Krieges Kontakt zu zwei anonymen Gesprächspartnern aufgenommen: Zu einer ukrainischen Journalistin und zu einem russischen Künstler. Entstanden sind so Tagebuchaufzeichnungen, die ein Jahr des Krieges aus Sicht zweier Individuen dokumentieren. Nora Krug legt mit “Im Krieg” ein erschütterndes und bewegendes Zeitdokument vor und lässt ganz normale Menschen zu Wort kommen. Geschildert werden in diesem Tagebuch die Alltagserfahrungen zweier Menschen, die aus unterschiedlichen Perspektiven auf diesen Krieg blicken und selbst davon betroffen sind. Besonders bewegend sind hierbei die Erzählungen der ukrainischen Journalistin, die ihre Kinder zwar in Sicherheit bringen konnte, jedoch täglich um das Leben ihres Mannes bangen muss und sich als Journalistin selbst in Gefahr bringt. Im Gegenzug dazu wirken die Berichte des russischen Künstlers teilweise belanglos, da er in Selbstmitleid versinkt, ohne selbst aktiv und offen seine Meinung in Russland zu vertreten. Dieser Handlungsraum ist durchaus nachvollziehbar, aber gleichzeitig auch sehr ernüchternd. Untermalt werden die Aufzeichnungen durch eindrucksvolle Illustrationen, die einen visuellen Zugang zum Geschehen ermöglichen.

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„Im Krieg: Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg“ von Nora Krug greift ein Thema von höchster Aktualität und Tragik auf, das die europäische Sicherheits- und Friedensordnung seit 2022 erschüttert. Nora Krug, bereits bekannt für ihre subtilen visuellen Narrationen in dem Buch „Heimat. Ein deutsches Familienalbun“ wagt sich in die unmittelbaren psychischen und physischen Kriegslandschaften der Ukraine und Russlands vor. Ihr Buch ist eine künstlerische Auseinandersetzung, die den Alltag in einem Konflikt beleuchtet, der in den Medien oft nur in seinen groben Zügen verhandelt wird. Die Autorin wählt hierfür eine Form des visuellen Journalismus, indem sie Einblicke in das Leben einer ukrainischen Journalistin und eines russischen Künstlers während des ersten Kriegsjahres gibt. Diese persönlichen Perspektiven sind tiefgreifend, da sie das individuelle Leid, den täglichen Überlebenskampf, aber auch Momente stiller Auflehnung und stummer Akzeptanz erfassen. Krug dokumentiert nicht nur; sie illustriert und transformiert die Berichte in ein mehrdimensionales, visuell eindrucksvolles Tagebuch. Die Stärke des Buches liegt in seiner Fähigkeit, emotionale Tiefe zu erzeugen ohne dabei voyeuristisch zu werden. Krug zeigt auf, wie komplexe und widersprüchliche Gefühle nebenbei in der Normalität des Lebens während des Krieges Platz finden. Ihre Illustrationen sind dabei nicht nur Begleitmaterial, sondern essentielle narrative Bestandteile, die Empfindungen und Stimmungen oft besser einfangen als es Worte vermögen. Die künstlerische Umsetzung hebt „Im Krieg“ aus der Masse vergleichbarer Werke hervor. Dies ist keine distanzierte Dokumentation, sondern ein empathisches, bildgewaltiges Werk, das den Betrachter unfreiwillig zum Zeugen macht. Nora Krug versteht es ausgezeichnet, die Zwiespältigkeit ihrer Protagonisten – eingekeilt zwischen nationaler Identität und persönlicher Integrität – herauszuarbeiten. Sie zeigt auf, wie der Krieg sowohl ein physischer als auch ein psychologischer Zustand ist, der die Landschaft und die Seelenlandschaft seiner Opfer verändert. Die Publikation dieses Werkes könnte nicht zeitgemäßer sein. Angesichts zunehmender internationaler Spannungen liefert „Im Krieg“ nicht nur einen bedeutsamen künstlerischen Beitrag, sondern auch ein bedeutsames historisches Dokument, das die Dringlichkeit und die menschliche Dimension des andauernden Konflikts begreiflich macht.

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'Das Vorläufige ist das Einzige, was von Dauer ist.' Die Autorin und Illustratorin Nora Krug beschäftigt sich in ihren (auto)biografischen und von der Geschichte inspirierten Graphic Novels mit teils schmerzhaften persönlichen Auseinandersetzungen mit zeitgeschichtlichem Kontext. Für ihr gerade erschienenes Buch IM KRIEG nahm sie, nachdem Russland mit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 begonnen hat, mit einer ukrainischen Journalistin und einem russischen Künstler Kontakt auf. Sie bat die beiden um wöchentliche persönliche Beiträge, Einschätzungen und Erfahrungsberichte und verarbeitete deren sehr eindringliche und emotionale Nachrichten zu 52 sich gegenüberstehenden Texten, die zwei sehr unterschiedliche, gegensätzliche und verbindende Erfahrungen sichtbar werden lassen. Es geht um Flucht, auseinandergerissene Familien, Sorgen, Ängste, Misstrauen und Scham. K, die ukrainische Journalistin beschreibt ihren Alltag, der im Ausnahmezustand stattfindet und die Angst und Getriebenheit, berichten zu müssen - was sie an ihre psychischen und physischen Grenzen bringt. D, der russische Künstler, schwankt zwischen Heimatliebe und Hass auf einen Despoten, gegen den er sich nicht wehren kann. Er flüchtet ... und kehrt zurück und verzweifelt am Alltag, an den Freuden des Lebens, an der Einsamkeit, die ein Exil mit sich bringt und an seiner Ängstlichkeit. Die Einblicke, an denen uns K und D - und Nora Krug - teilhaben lassen, lassen uns an Ausnahmesituationen teilhaben, die nach nunmehr mehr als zwei Jahren für uns fast schon zum Alltag geworden sind. Die Einschnitte, die dieser Krieg mit sich gebracht hat, waren von Anfang an lebensverändernd und haben Menschen auf ganz unterschiedliche Weise betroffen. Die Art der Darstellung hier - die kurzen, aber so intensiven und bewegenden Texte, die ausdrucksstarken und bezeichnenden Illustrationen und diese Gegenüberstellung - sind absolut berührend, aufrüttelnd und treffen genau ins Herz. IM KRIEG ist ein Buch über Menschen, die von kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen sind. Es zeigt, die vielschichtig die Gefühle sind, wie Leben verändert werden, wie eine Zukunft so unendlich weit weg erscheint.

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Die Autorin und vor allem Illustratorin dieses Buches ist eine vielfach preisgekrönte Deutsche mit Wohnsitz in New York. Am ersten Tag des Angriffs Russlands auf die Ukraine hat sie Kontakt aufgenommen zu zwei ihr bisher unbekannten Personen, einer Journalistin in Kiew und einem Künstler in Russland. Beide haben ihr über 52 Wochen, während des ersten Jahres der Kriegshandlungen, ihre Gefühle, ihre Eindrücke, ihre Sorgen und kleinen Freuden geschildert. Entstanden ist ein einerseits sehr bedrückendes und berührendes Buch, andererseits stellt man sich bei und nach der Lektüre auch noch immer viele Fragen. Die beiden Menschen, die sich Nora Krug derart öffneten und sehr persönliche Dinge von sich erzählten, werden zu ihrem Schutz nur als K. und D. bezeichnet und alles, was sie identifizieren könnte, wird verschwiegen. K. ist Journalistin mit zwei Kindern, die sie nach Dänemark zu ihrer Mutter bringen kann. Was zur Folge hat, dass sie in den folgenden Monaten ständig zwischen dem friedlichen Zufluchtsort und dem kriegsgebeutelten Heimatland hin und her reist, hin und her gerissen ist. Ihr Mann darf nur unter Auflagen die Ukraine verlassen. K. berichtet als Reporterin von der Front im Osten, im Donbass, sie wird persönlich betroffen, als Freunde von ihr Soldat werden, an der Front sterben. D. ist Künstler, er hat ebenfalls zwei Kinder. Er ist ein sehr sensibler Mann, völlig erschüttert von der Tatsache, dass sein Russland ein anderes Land überfällt. Doch er traut sich nicht, seine Meinung öffentlich zu machen, hat Angst vor Repression, vor der Einberufung. Ständig reist er aus Russland aus, dann wieder ein, mal nach Riga, mal nach Frankreich, mal in die Türkei. Er hat wenige Menschen, mit denen er sich ehrlich austauschen kann. Seine Situation macht ihm schwer zu schaffen. So berührend und erschütternd die Schilderungen der Journalistin K. sind, so wenig hat mich, ehrlich gesagt, das Selbstmitleid des Künstlers D. beeindruckt, auch wenn man sehr wohl Verständnis hat für die Hilflosigkeit derjenigen, die nichts gegen ihr Regime tun können. Jedoch, gerade im Vergleich mit den wirklichen Schrecken, den tatsächlichen Gefahren und vor allem der Tragik der Ukrainerin, wirkt das permanente Lamento des Russen unangebracht, unbegründet, ja unberechtigt. Vielleicht war das gerade die Absicht der Autorin, die dieses Buch so gelungen umgesetzt hat. Jeweils eine Doppelseite gehört einer Woche dieses Jahres, einander gegenübergestellt immer die Eintragungen Ks. und Ds. Einfügt kleine, manchmal sehr detaillierte, manchmal symbolhafte Zeichnungen der Autorin, immer mit Bezug zu dem Erzählten. Fast am meisten allerdings beeindruckt mich das Vorwort, das Nora Krug ihrem Buch voranstellte. Hier schildert sie die Entstehung des Buchs, erläutert ihre Vorgehensweise und macht deutlich, was sie mit dem Buch erreichen möchte. „Diejenigen von uns, die weit entfernt vom Kriegsgeschehen leben und es nur von außen betrachten, dürfen sich nicht damit begnügen sich einzugestehen, dass sie nicht wissen, wie sie sich selbst angesichts eines tyrannischen Regimes verhalten würden. Das Eingeständnis unserer eigenen Angst sollte nur den Ausgangspunkt einer eingehenderen, kritischen inneren Auseinandersetzung darstellen.“ (S. 11). Nora Krug – Im Krieg aus dem Englischen von Alexander Weber Penguin, Februar 2024 Gebundene Ausgabe, 128 Seiten, 28,00 €

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Im Krieg

Von: Elena_liest

24.02.2024

Kurz nachdem Russland am 24. Februar 2022 einen erneuten, nicht provozierten militärischen Großangriff auf die Ukraine startete, nahm Nora Krug Kontakt zu K., einer Journalistin aus Kyjiw und D., einem Künstler aus St. Petersburg auf. Sie erkundigte sich, wie es ihnen ging - und entwickelte nach deren offenen, verletzlichen Antworten die Idee, ein illustriertes wöchentliches Tagebuch zu gestalten. Die beiden Personen stimmten dem Projekt zu und Nora Krug befragte sie jedes Wochenende zu ihren Gedanken, ihrem Befinden, ihren Alltagserfahrungen im Krieg. Ihre Textnachrichten fasste sie zu einer zusammenhängenden Erzählung zusammen, änderte einige Details, um die Anonymität von K. und D. zu wahren, sprach die Endfassung mit den beiden ab und zeichnete letztlich auf Grundlage einer Mischung aus Recherchen und Fantasie die dazugehörigen Illustrationen. Die Tagebucheinträge wurden großteils wöchentlich zwischen Februar 2022 und Februar 2023 in der Los Angeles Times veröffentlicht. In "Im Krieg: Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg", aus dem Englischen übersetzt von Alexander Weber, versammelt Nora Krug all diese Tagebucheinträge und versieht sie mit einem einordnenden Vorwort. Auf der linken Seite des Buches sind jeweils die Beiträge der Ukrainerin K., auf der rechten Seite die des Russen D. dargestellt, in visuell hervorgehobenen und mit Bildern unterstützten Texten. Nora Krug schafft es, sehr nah an den beiden Erzählenden zu bleiben, sie nimmt selbst keine Bewertung vor, distanziert sich aber durch das Vorwort von einigen von D. getroffenen Aussagen. Entstanden ist ein erschütternder Echtzeitbericht aus zwei sehr unterschiedlichen Perspektiven. Ich finde Nora Krugs neue Graphic Novel sehr lesenswert, da sie eine ganz neue Form der Auseinandersetzung mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine durch bildlich unterstützte persönliche Erzählungen bietet. Allerdings sehe ich die Darstellungsform des direkten Nebeneinanderlegens, des Erzeugens einer Parallelität der Tagebucheinträge durchaus auch kritisch. Ist es in Ordnung, ukrainische direkt neben russische Perspektiven zu platzieren? Ich denke, diese Frage können weder ich, noch Nora Krug aus unserer westeuropäischen Sichtweise abschließend beantworten. Mir persönlich ging "Im Krieg: Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg" sehr nahe, es hat mir einen Einblick in den Kriegsalltag und viele neue Denkanstöße gegeben.

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